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Change zur nachhaltigen Luftfahrt ist Gemeinschaftsaufgabe

„Im Luftverkehr passiert inzwischen viel in Richtung Nachhaltigkeit. Doch reicht das, was da passiert?“ Mit dieser Frage eröffnete Moderator Jens Koenen, Handelsblatt-Redakteur, am 30. Januar 2023 das fairport-Forum am Stuttgart Airport. Vor rund 150 Gästen diskutierten Jens Bischof, CEO Eurowings, Dr. Anna Christmann, MdB, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Winfried Hermann, Verkehrsminister Baden-Württemberg, Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum und Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung der Flughafen Stuttgart GmbH, über den Transformationsprozess der Luftfahrt hin zum klimaschonenden und nachhaltigen Fliegen.

Net zero 2050 ist zu schaffen

Bei der Frage des Moderators, ob Net Zero bis zum Jahr 2050 ein realistisches Ziel der Luftfahrtbranche sei, herrschte unter den Teilnehmenden des Podiums große Einigkeit: Wenn alle zusammenarbeiteten, sei dies durchaus möglich. „Wir haben keine andere Wahl, als den Vorwärtsgang einzulegen“, so Walter Schoefer. Der STR-Geschäftsführer erläuterte, wie der Stuttgart Airport auf wissenschaftlicher Basis seines Masterplans bereits bis 2040 Net Zero erreichen will.

Trendwende mit Sustainable Aviation Fuel

In einem kurzen Impuls skizzierte Jens Bischof die Nachhaltigkeits-Bestrebungen der Lufthansa-Group. Die Airline modernisiere sukzessive ihre Flotte, sei in Europa die beste Kundin des alternativen Kraftstoffs Sustainable Aviation Fuel (SAF) und fördere Start-ups, die an neuen Technologien für die Luftfahrt forschten. „Es ist aber genauso wichtig, dass wir branchen- und länderübergreifend zusammenarbeiten. Wir dürfen den Luftverkehr nicht nur einseitig in Europa regulieren, das führt zu Wettbewerbsverzerrung“, so der Eurowings-CEO.

Globalisierte Welt braucht Luftverkehr

„Natürlich muss es bei den Regularien für die Luftfahrt weltweit fair zugehen“, sagte Winfried Hermann. „Aber gleichzeitig braucht es Vorreiter, die schon mal anfangen mit der Nachhaltigkeit – so, wie wir es am Stuttgart Airport gemacht haben.“ In einer globalisierten Welt ganz auf das Flugzeug zu verzichten, halte er für unrealistisch. „Es geht doch darum, wie man Reisen und Nachhaltigkeit verbinden kann“, so der Verkehrsminister.

 

Sustainable Aviation Fuel als Übergangstechnologie

Auch Dr. Anna Christmann sprach sich dafür aus, auf dem Weg zu Net Zero nicht zu zögern: „Technologieoffenheit darf nicht bedeuten, dass man im Warten auf den klimafreundlichsten Ansatz nicht loslegt. Man sollte mit dem beginnen, was man bereits zur Verfügung hat“, so die Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. „Es ist kein Verrat, wenn man jetzt mit Übergangstrategien arbeitet“, ergänzte Winfried Hermann und verwies auf Pilotprojekte, in denen untersucht wird, wie klimaschonend synthetische Kraftstoffe aus „grünem“ Wasserstoff und prozessbedingtem Kohlendioxid (CO2) aus der Zementproduktion hergestellt werden können. Der Stuttgart Airport beteiligt sich an einer entsprechenden Durchführbarkeitsstudie des Landes Baden-Württemberg.

Alternative Kraftstoffe sind nur ein Teil des Change

Große Hoffnungen setzt die Branche mittelfristig auf die Wasserstofftechnologie. Auch hier ist der Stuttgart Airport ein Standort mit Vorreiter-Funktion: Ebenfalls am 30. Januar 2023 gab der Flughafen gemeinsam mit dem Unternehmen H2FLY den Bau des „Hydrogen Aviation Centers“ bekannt: ein zentraler Ort mit Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur für Unternehmen und wissenschaftliche Institute rund um Wasserstoff-Antriebe für Flugzeuge.

Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla wiederum betonte, dass alternative Kraftstoffe und Antriebe zwar einen großen Teil zum Transformationsprozess beitragen würden – zu diesem aber auch der Leichtbau, die Digitalisierung und Automatisierung gehörten. „Außerdem geht es um die Infrastruktur der Airports und die Anreise der Fluggäste, auch das müssen wir im Blick haben“, so die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums.

Finanzierung der Transformation gemeinsam stemmen

Um all diese Veränderungen künftig realisieren zu können, sind hohe Investitionen nötig. „Fliegen wird sicherlich teurer“, so Jens Bischof. „Aber wir werden den gigantischen Erneuerungsprozess nicht allein über den Ticketpreis stemmen können.“ Er schlug vor, steuerliche Abgaben direkt in Innovationen fließen zu lassen. Anna Christmann machte transparent, welche zusätzlichen Förderungen bereits durch die Bundesregierung fließen. Einig war sich das Plenum am Ende in einem Punkt: Um im Luftverkehr im Jahr 2050 Net Zero zu erreichen, bedarf es auch in punkto Finanzen einer gemeinsamen Kraftanstrengung.

Panel

Moderation: Jens Koenen, Handelsblatt

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